Braunschweig braucht Wächterhäuser!

Foto: Ausstellung von Lucie Biloshytskyy im Kunstverein JahnstraßeDie Kulturpolitik in Braunschweig steht zur Zeit vor drei großen Herausforderungen:

1) Musiker sind auf der Suche nach Proberäumen. Besonders Musiker über 25 Jahre suchen dringend Räume, da die Proberäume im Jugendzentrum B58 nur an junge Musiker vermietet werden.

2) Viele Künstler sind auf der Suche nach einem günstigen Atelier und Räumen für Ausstellungen.

3) Viele Existenzgründer sind auf der Suche nach günstigen Räumen, um ihre selbständigen Tätigkeit auszuleben. Besonders junge Designer suchen Co-Working-Spaces, bei denen sie sich gegenseitig unterstützen können.

Und auch die BBG steht vor einer großen Herausforderung:

In der Jahnstraße stehen drei komplette Häuser seit einigen Jahren leer, mit denen die BBG nichts anzufangen weiß. Eine Komplettsanierung wäre zu teuer, weil die Häuser in einem schlechten Zustand sind. Die Häuser abzureißen und neu aufzubauen lohnt sich auch nicht, weil die Wohnlage in der Nähe der Autobahn nicht sonderlich gut ist.

Die Braunschweiger EntwicklungsRunde Neues Denken (B.E.R.N.D.) hat letztes Wochenende getagt und eine Lösung für beide Herausforderungen gefunden:

Braunschweig braucht Wächterhäuser!

Was sind Wächterhäuser? Wächterhäuser sind leer stehende Häuser ratloser Eigentümer, in denen sich engagierte, kreative Nutzer auf der Suche nach Fläche für ihre Ideen zusammen finden. Das Grundprinzip der Wächterhäuser ist denkbar einfach: Hauserhalt durch Nutzung. Die Nutzung des Hauses verhindert Vandalismus und grenzt Witterungsschäden ein, da sie von den Nutzern schnell entdeckt und behoben werden. Der Erhalt des Hauses bereichert auch das Sozialleben im Viertel, da 'neuer Schwung' in die Straße gebracht wird.

Eine gute Beschreibung der Wächterhäuser-Idee, die dazu beigetragen hat, dass zum Beispiel Leipzig und Dresden die kreativsten Städte Deutschlands sind, findet man hier: www.haushalten.org

Unser Vorschlag:

Die Braunschweiger Baugenossenschaft überlässt die drei Häuser in der Jahnstraße einem Trägerverein, der noch zu gründen ist. An der Gründung des Vereins werden möglichst viele Initiativen aus dem Kulturleben beteiligt, zum Beispiel die Neunraum-Kunst, der Kunstverein Jahnstraße und die einRaum5-7-Galerie für die Künstlerhaus, der EiKo-Verein für das Musikerhaus und die Kreativregion für das Coworking-Haus. Außerdem werden die Stadtplaner und Vereine des Westlichen Ringgebiets in die Planung mit einbezogen, zum Beispiel das Kulturschaufenster und das Braunschweiger Forum.

Der Verein kümmert sich um die "Vermietung" der Wohnungen, die den Mietern zu Beginn kostenfrei überlassen werden. Ein Haus wird zum Musikerhaus mit Proberäumen, ein Haus wird zum Künstlerhaus mit Ateliers und Galerien und ein Haus wird zum Co-Working-Space für junge Gründer. In einer Erdgeschosswohnung wird ein selbst-organisiertes Café eingerichtet, in dem sich die unterschiedlichen Künstler treffen, Ausstellungen, Lesungen und Konzerte stattfinden und gemeinsam an Projekten gearbeitet wird.

Außerdem kümmert sich der Verein darum, Sponsoren und Handwerker zu finden, um die Wohnungen zu renovieren und den Bedürfnissen der Mieter anzupassen.

Die Mieter verpflichten sich, soweit es ihnen möglich ist, bei der Renovierung der Wohnungen zu helfen.

Die Stadt Braunschweig unterstützt das Wächterhaus, indem Heizmaterial und Stromkosten in den ersten Jahren übernommen werden.


Die Neunraum-Künstler — mögliche Mieter für ein Wächterhaus