7 + 1 Fragen an: DeCheffen

U.M.D. (Stimme / Gitarre)

Peter Würde-Reichen (Bass / Stimme)

Erik Regul (Schlagzeug)


1. Wer seid Ihr? Beschreibt Euch in einem Satz!

PETER: DeCheffen sind die legitimen Vorreiter dessen, was in die spätere Musikgeschichte als der "DeCheffen"-Rock eingehen wird.

U.M.D.: Song-orientierte Rockband mit deutschen Texten und Harmonien in Dur und Moll ... Eingehen in die Musikgeschichte werden wir bestimmt nicht bei dem Angebot an erstsahniger Rock- und Popmusik in den vergangenen sechzig Jahren. Aber unseren jetzigen und zukünftigen Fans tolle Konzerte zu bescheren, motiviert ungemein, den nächsten Gig noch besser zu spielen.


2. Warum lohnt es sich, ein Konzert von Euch zu besuchen?

PETER: Eigentlich MUSS man natürlich sagen: "Weil wir toll aussehen." Abgesehen davon, dass wir das in der Tat tun, ist die richtige Antwort aber: Weil man zu Hause die Musik meist nicht so laut drehen darf, wie es richtig geil wäre.

U.M.D.: Weil wir positive Stimmung erzeugen. Ich sehe Live-Konzerte als große Kennenlern-Börse ohne Internet-Anschluss. Man muss das Gefühl haben, mit DeCheffen keine Sekunde Zeit zu verschwenden. Und wissen, dass gerade etwas Besonderes passiert.


3. Welche Songs möchtet Ihr hier präsentieren und warum?

PETER: U.M.D. und ich haben manchmal etwas unterschiedliche Ansichten. Ich bin ein großer Fan von populär gehaltener melodiöser Musik. Wobei der besondere Kick dabei ist, wenn es nicht zu aalglatt/trivial klingt, sondern mit der Klischee-Grenze spielt. Beispiele dafür – und somit Peters Favoriten – sind:


U.M.D.s Hits sind:

 

 

Alle Songs zum freien Download.


Videos:



4. Was war Euer spannendstes Konzerterlebnis?

PETER: Konzerte sind immer spannend. Insofern fällt es schwer, einzelne Erlebnisse herauszupicken. Manchmal sind es Sekunden, wenn ein abgefahrener Lauf, ein vertracktes Break oder ein packender Soloteil besonders gut gelungen ist. Oder es ist einfach nur das Licht auf der Bühne. Oder es ist bei bestimmten Liedern, wo bei diesem oder jenem Konzert eine besondere Emotion aufkommt. Im besten Fall verspürt man ein ganzes Konzert als mitreißender als ein anderes. Richtig unspannende Konzerte erlebe ich als Musiker selten, und speziell mit DeCheffen gar nicht.

U.M.D.: Ich liebe Konzerte, auf denen sich das Publikum selbst feiert. Und wo man als Musiker auf der Bühne plötzlich feststellt, dass man im selben Moment den Soundtrack für diese wahnsinnige Party vor den Boxen produziert! Die totale Wechselwirkung.


5. Wo findet man Euch im Internet?

PETER: Kompletter Set: http://soundcloud.com/decheffen/sets (über 30 Songs)

U.M.D.: Wer uns eine DeCheffen-Internet-Seite bauen möchte, ist herzlich dazu eingeladen. Gern auch gegen Honorar. Kontakt über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


6. Welche Unterstützung wünscht Ihr Euch von der Stadt Braunschweig?

PETER: Die Musikszene einer Stadt lebt durch Live-Auftritte. Eine Kulturnacht alle zwei Jahre ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Stadt kann zwar nicht direkt Konzerte organisieren, aber sie kann dafür sorgen, dass die Bedingungen für Live-Musik stimmen. Sehr oft werden in BS tolle Veranstaltungen abgebrochen (oder kommen erst gar nicht zustande). Dadurch wird der für die Erhaltung einer Musikszene unglaublich wichtigen "Kneipen-Kultur" kategorisch das Wasser abgegraben. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, gibt es in Braunschweig keine Möglichkeiten für Bands, vor 30 bis 100 Leute zu spielen (außer man ist ein Akustik-Duo). Solche Orte braucht man aber. Auch die Band, die demnächst ein Stadion füllt, fängt am Anfang vor ihren besten Freunden in überschaubaren Locations an. Es muss erreicht werden, dass Bars und Kneipen wieder Live-Musik präsentieren WOLLEN. Derzeit ist die Antwort fast immer: "Das lohnt sich nicht für uns, denn wenn die Polizei kommt, verlieren wir unsere Konzession."

U.M.D.: Braunschweig braucht städtisch abgesicherte, sich selbst tragende kleine bis mittelgroße Konzertbühnen ohne lästige Nachbarschaft. Und keine neuen Mega-Einkaufszentren, Kongresshotels und 1-Euro-Shops. Eine Stadt ohne Ausgehziele bleibt eine kulturelle Niete. Wolfenbüttel ist das negativste Beispiel. 54 000 Einwohner – und Populärkultur für den hohlen Zahn. Da geht kein Mensch freiwillig hin. Da fliehen sie.


7. Welche Botschaft habt ihr mit Eurer Musik?

PETER: Musik hat keine Botschaft, Musik ist etwas hochgradig Emotionales. Und Emotionen und Botschaften verstehen sich irgendwie nicht.

U.M.D.: Die Botschaft steckt in den Texten. Ich reime Texte nicht einfach zusammen, damit es gut klingt. Sicher, einige Texte sind Versuchsraketen, um auszuloten, wie weit ich gehen kann und was man mir abnimmt. Mit den bissigen, kritischen Texten – hinter denen ich zu hundert Prozent stehe –, tun sich die Leute manchmal schwer. Dabei schreibe ich gerade sowas besonders gern. Offensichtlich ist der Markt für Liebeslyrik noch nicht gesättigt. Eine gute Bekannte meinte mal zu mir: "Ach du Armer, ich wusste gar nicht, dass deine Ex so gemein zu dir war!" Und ich: "Aber ich hab mir den Text nur ausgedacht ..." – Man muss also kein Killer sein, um einen Thriller zu verfassen. Scheint so, als dass man mir den poetischen Barden eher abnimmt als den Sozialrocker.

Ansonsten: Inhaltlich immer eine positive Botschaft auf der Zunge oder konstruktive Kritik stattdessen. Musikalische Botschaft: Party, Alltag vergessen, loslassen, Entspannung, Sex, Gewaltlosigkeit.


+ 1: Welche Frage wolltet Ihr schon immer mal im Interview gestellt bekommen?

U.M.D.: Rock'n'Roll verändert zwar nicht die Welt, macht sie zuweilen aber erträglicher. Wie war gleich die Frage?

PETER: Meine Frage könnte heißen: Was glaubt ihr, wie sich Popmusik in Zukunft entwickeln wird? Und die Antwort: Pop/Rock ist eigentlich noch sehr jung, gar nicht viel älter als das Fernsehen. Und trotzdem scheint alles irgendwie schon einmal gesagt und gespielt worden zu sein. Manchmal bin ich überrascht, wie es gelingt, neue Songs zu komponieren. Bei den begrenzten Variationsmöglichkeiten mit – sagen wir mal – einer Handvoll Akkorden, müsste statistisch gesehen alles schon einmal ausprobiert worden sein.

Ich glaube, dass Popmusik – so wie das Fernsehen auch – sich zunehmend selbst reflektiert. Im Fernsehen handelt inzwischen die Hälfte der Inhalte vom Fernsehen selbst. Und in der Musik gibt es diese Entwicklung ebenfalls. Bekannte Sounds und erprobte Stile werden immer wieder aufgewärmt und geschickt variiert zusammengesetzt. Bands, die völlig Neues versuchen, kämpfen dagegen an, weil Ihr Neues zu sperrig, zu unsauber, zu ungroovy, einfach nicht "pop" genug ist.

Ich glaube wirklich, dass die meisten U.M.D.-Songs und die Auswahl, die wir mit DeCheffen treffen, es schaffen, auf dem feinen Grat zu wandern: speziell, aber nachvollziehbar genug, um auch ein breites Publikum anzusprechen, ohne dabei trivial und platt daher zu kommen.